Dienstag, 24. März 2015

Unsere Antwort auf Thomas Negers Stellungnahme vom 24.03.2015

Hallo Herr Neger,

Sie haben heute einen emotionalen Text auf Ihrer Facebook-Seite veröffentlicht, in dem alle, die Kritik an dem Logo äußern, beschimpft werden (https://www.facebook.com/ThomasNegerGmbh/posts/777227119022118?fref=nf). Das ist schade, Sie bezeichnen darin uns und all die Leute, die der Meinung sind, dass spätestens im Jahre 2015 so ein rassistisches Logo nicht sein muss (in den 50er Jahren war es auch schon rassistisch) als dumme "Spinner", die "die Menschen" "bevormunden" wollen.

Wir wollen aber niemanden bevormunden. Im Gegenteil, wir wollen, dass alle Menschen frei von Angst, Diskriminierung und Abwertung ihr Leben leben können. Das Logo ist aber ein Teil von genau solch einer Diskriminierung. Teil eines Gedankensystems, das Leute dazu treibt, auf dieser Facebook-Seite damit zu drohen, uns "im Baströckchen durch die Stadt zu jagen" und vieles mehr. Wie Sie ja selbst zugeben, verstehen Sie das Problem nicht. Daher machen wir uns zum sehr oft wiederholten Mal die Mühe, es Ihnen näherzubringen. Es geht nicht um den Namen, der der Allgemeinen Zeitung Mainz zufolge vom Namen Näher abgeleitet wurde. Es geht um die Kombination Ihres Namens mit diesem Logo, das genau solch ein Äffchen, eine Karikatur eines Schwarzen Menschen im Geiste des Kolonialismus zeigt, die auch der Begriff "Neger" bezeichnet. Dieser Begriff ist eine schwere Beleidigung für Schwarze Menschen und jedes Mal, wenn dieses in Mainz omnipräsente Logo Leuten begegnet, die mit diesen Beleidigungen seit dem Kindergarten konfrontiert werden, ist es für sie ein Schlag ins Gesicht. Das ist Ihnen nicht bewusst, das zeigen Sie mit Ihrem Verhalten in den letzten Monaten mehrfach sehr deutlich. Sie brauchen sich auch nicht auf "Tradition" herausreden, denn in diesem Land war es vor 80 Jahren auch "Tradition", Juden umzubringen. Homosexualität war in Deutschland einmal illegal, es ist dennoch menschenverachtend, Homosexuelle, Transsexuelle oder andere von der "Norm" abweichende Menschen abzuwerten, auszugrenzen oder in den Selbstmord zu treiben. Das passiert noch heute. In Deutschland. Es gab auch eine Zeit, da durften Frauen nicht ohne Erlaubnis ihres Ehemanns arbeiten, wählen durften sie auch nicht. Alle Traditionen sind menschengemacht und wenn diese Traditionen andere verletzen oder eine Idee unterstützen, die in extremster Form zu Mord führt (NSU z.B., viele Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte usw.), dann gehören sie abgeschafft. Ganz einfach. Und es ist schlichtweg nicht von höchster Relevanz, was irgendwelche Nichtbetroffenen zum N-Wort bzw. Logo sagen. Auch wenn als Alibi Schwarze angeführt werden, die sich nicht daran stören, ist das noch lange kein Beweis für dessen Harmlosigkeit. Das beweisen die vielen Stimmen, die das Logo eben als so rassistisch erkennen, wie es ist.

Das Niveau von Diskussionen über Rassismus ist in Deutschland im Vergleich zu z.B. Frankreich, Großbritannien oder den USA relativ niedrig. Niemals wäre es in den genannten Ländern möglich, als Politiker, der eine Firma mit solch einem Logo leitet, für die Partei der Bundesregierung im Stadtrat einer Landeshauptstadt zu sitzen. Das ist völlig undenkbar. In Deutschland sind wir leider noch nicht so weit und müssen daher auch solche Diskussionen immer noch führen.

Die Publikative.org hat dazu auch einen ausführlichen Text geschrieben, in dem auch die Firma N. vorkommt: http://www.publikative.org/…/internationaler-tag-gegen-nic…/

Ein paar Leute von uns waren auch schon im letzten Jahr dabei, als wir versucht haben, mit Ihnen Kontakt aufzunehmen. Das hat nicht funktioniert, Sie haben deutlich gemacht, dass Sie de facto kein Interesse an einem Austausch haben, haben nicht geantwortet, nicht reagiert. Wir haben vor einigen Wochen auch Kontakt aufgenommen und eine Nummer hinterlassen, da haben Sie auch keine Anstalten gemacht, etwas zu tun. Alles, was jetzt passiert, hätten Sie längst verhindern können, indem Sie das Mindestmaß an Höflichkeit aufbringen, das Menschen in der Regel möglich ist: Auf Kritik kann man reagieren, indem man mit den Leuten spricht, die diese äußern. Sie verweigern sich aber diesem Dialog und beleidigen lieber. Das ist sehr schade. Und es schadet ja ganz offensichtlich auch Ihnen ziemlich.
Es wäre beispielsweise auch eine Geste der Reflexion, wenn Sie nicht, wie in Ihrem Statement heute genau diesen Begriff schon wieder für Schwarze Menschen benutzen, der im Zentrum der Kritik steht. Wie sehr muss Ihnen denn an einer Eskalation gelegen sein, wenn Sie derart wenig einlenken?
Sie behaupten regelmäßig Sachverhalte, die offensichtlich nicht stimmen. Zum einen gibt es seit vielen Jahren Kritik an diesem Logo, auch im letzten Jahr war das mitnichten das erste Mal. Tahir Della von der Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland hat sich im Tagesspiegel auch schon zum Rassismus im Logo geäußert:
http://www.tagesspiegel.de/.../...-ist-das-firmenlogo-von-thomas-neger-rassistisch/....html

Schon in den 80er Jahren wurde das Logo als rassistisch kritisiert, ebenfalls von der ISD, so sagt die Zwischenzeit: https://www.zwischenze.it/streit-das-logo/

Sogar Stefan Raab hat verstanden, wie rassistisch allein der Begriff des N-Worts ist: http://tvtotal.prosieben.de/videos/Stand-Up-16022015--/21367/

Die VICE hat berichtet: http://www.vice.com/…/das-firmenlogo-der-firma-neger-ist-ge…

SWR-Fernsehbericht: http://www.swr.de/…/-/id=1682/did=15245012/nid=1682/12m6qp2/

Jungdemokrat_innen/Junge Linke mit vielen Hintergründen: http://mz.jd-jl-rlp.de/?p=37

Momentan nicht mehr zu finden ist der journalistisch fragwürdige Bericht im Hessischen Rundfunk von letztem Jahr, in welchem Sie meinten, man müsste das Logo mit Humor nehmen. Die damaligen Initiator_innen der Kritik, die Fachschaft Ethnologie der Uni Mainz, wurden nicht interviewt.

An all die Leute, die meinen, im Internet ihren Rassismen und Gewaltfantasien freien Lauf lassen zu können: Wir sind sehr gewillt, Recht und Ordnung auch zu denen zu bringen, die meinen, sie seien unangreifbar. Und das sind, nach den Drohungen und Beleidigungen zu urteilen, doch so einige. Fühlen Sie sich mal nicht zu sicher und überlegen Sie lieber zwei Mal, was Sie schreiben. Screenshots sind gespeichert und gehen an die Behörden. Wir werden ab sofort zum Schutz der Betroffenen so verfahren, dass Beleidigungen gespeichert und gelöscht werden, die entsprechenden Profile werden gemeldet und verbannt. Was hier gepostet wurde, wird zur Dokumentation aber wieder hochgeladen. Sie können gern immer noch diskutieren, ein paar ganz wenige tun das bisher auch. Und es darf auch kontrovers werden, aber wer mit nichts als Beleidigungen und Drohungen hier hereintritt, wird geblockt. Die Beleidigungen werden jetzt nicht wiederholt, die meisten sind auch schon gelöscht, aber vor Gericht werden Sie im Zweifelsfall die Möglichkeit haben, sich noch einmal damit zu beschäftigen.

Es gab schon Urteile, die bestätigt haben, dass das N-Wort eine Beleidigung darstellt.
"Beachtenswert ist die Entscheidung des Gerichts, die Beleidigungen »N****« als fremdenfeindlich und herabwürdigend einzustufen. Obwohl immer wieder auf den beleidigenden Charakter und die koloniale Herkunft des Begriffs verwiesen wird, waren Ermittlungsbehörden und Gerichte nicht immer bereit, diese Beschimpfung als rassistisch zu bewerten und als Beleidigung zu verfolgen."
http://blog.derbraunemob.info/…/landgericht-neuruppin-n-wo…/

Herr Neger, Sie haben es in der Hand. Wir sind immer noch bereit zu einem Dialog, Sie sollten dieses Angebot zur Befriedung des Konflikts in Ihrem eigenen Interesse annehmen. Und uns besser nicht weiter beleidigen, das fällt alles auf Sie zurück.

Das Team von "Das Logo muss weg"
(das solange anonym bleibt, wie hier Drohungen eingehen)

Logo Wettbewerb in der STUZ ausgerufen

Die STUZ - Stadt | Land | Campus hat einen Logo-Wettbewerb für die Firma Thomas N. ins Leben gerufen und schreibt sehr deutlich, dass das bisherige einfach nicht klargeht. Sind hier unter den Leser_innen Leute, die etwas beisteuern würden?
Dann macht das!
"Die Sticker sind vielleicht ein Anlass dafür, eine längst überfällige Debatte zu führen – ist das Logo noch zeitgemäß? Sollte man an einer Zeichnung festhalten, die in den 50er Jahren als lustig galt? Nur weil sie vom toten Großvater kommt? Oder weil sie immer schon das Logo war? Ist man zu feinfühlig, wenn man sich in andere Menschen hineinversetzt? Thomas Neger sollte es sich nicht so einfach machen, indem er die Kritik als „Gutmenschentum“ abwinkt und sich auf der Zustimmung seiner alteingesessenen Mainzer Fangemeinde ausruht."

Montag, 23. März 2015

Rassistische Logos und Marken

Es handelt sich hier zwar nicht um die Firma von Thomas N., trotzdem trifft dieser Artikel den Nagel auf den Kopf:
"Wenn in einem Abbild Millionen von Menschen als Werbeträger herhalten müssen, indem sie reduziert werden auf bestimmte morphologische Merkmale wie Hautfarbe, Haare, Lippen und Nase, ist dies eine rassistische Zuschreibung. Wenn das Stereotyp eines Afrikaners dazu dient, den konstruierten Begriff „Mohr“ zu illustrieren, ist dies eine diskriminierende Darstellung. Und wenn ein solches Bild das Logo einer Marke verunstaltet, ist dieses Logo rassistisch[...]"

http://www.univie.ac.at/tmb/?p=1755